Brexit setzt dem britischen Außenhandel zu
Die neuen Regelungen im Handel mit der EU haben den britischen Außenhandel mit dem EU-Binnenmarkt im ersten Quartal 2021 stark beeinträchtigt. Die Exporte in die EU sanken um 18,1% zum Vorjahr und die Importe von dort um 21,7%. Der Handel mit anderen Ländern blieb vergleichsweise stabil. Erstmals war der Warenhandel mit Ländern außerhalb der EU höher als der Austausch mit der EU. Langfristig dürfte der Handel über den Kanal jedoch wieder an Bedeutung gewinnen.
„Kurzfristig ist es schon fast katastrophal, zumindest für das einzelne betroffene Unternehmen. Mittel- und langfristig werden sich die Unternehmen an diese neuen Gegebenheiten gewöhnen“, fasste Michael Schmidt, Präsident der Britischen Handelskammer in Deutschland, die aktuelle Situation im Interview (http://www.bccg.de/bild/download/Interview_Michael_Schmidt_hr_iNFO.mp3) mit dem Inforadio des HR Anfang Mai zusammen. Die Kammer hatte ihre vorwiegend deutschen Mitgliedsunternehmen im Frühjahr 2021 nach deren Erfahrungen im bilateralen Handel befragt. 67% schätzten die tatsächlichen Auswirkungen des Brexits negativer ein, als diese zum Jahresbeginn 2021 erwartet wurden. Lediglich 13% der Umfrageteilnehmer wurden positiv überrascht.
Die deutschen Exporte in das Vereinigte Königreich sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im 1. Quartal 2021 um 17,4% gesunken. Vor allem landwirtschaftliche Erzeugnisse waren von den Lieferhemmnissen betroffen, ihre Ausfuhr sank um 44,8%. Die mit einem Anteil von 26,3% wichtigste Warengruppe der Kraftfahrzeuge verzeichnete einen durchschnittlichen Rückgang. Die Maschinenexporte, auf die 12,9% der Gesamtexporte entfielen, sanken um lediglich 6,5%.
Noch stärker waren die deutschen Importe aus dem Vereinigten Königreich betroffen, die im 1. Quartal 2021 um 27,7% sanken. Auch hier waren landwirtschaftliche Erzeugnisse sowie fast sämtliche anderen Warengruppen mit zweistelligen Rückgängen betroffen. Lediglich Metalle (+44,4%), Metallerzeugnisse (-6%) und Kraftfahrzeuge (-6,1%) konnten sich dieser Entwicklung entziehen.
Schmidt nannte gegenüber HR-iNFO als Grund für die aktuellen Schwierigkeiten die neuen Regelungen, die trotz des Handels- und Kooperationsabkommens zwischen der EU und UK zu beachten seien. Dazu gehörten Verwaltungsanforderungen, Deklarationen und Herkunftsnachweise. Eine weitere Belastung stellten die logistischen Herausforderungen dar, die den Transport verteuerten. „Das führt im Ergebnis dazu, dass von den in unserer aktuellen Studie befragten Unternehmen 17 Prozent sagen: Das schaffen wir nicht mehr, wir stellen das Geschäft ein“, erklärte Schmidt.
Zur aktuellen Situation im bilateralen Handel mit dem Vereinigten Königreich veranstaltet das Online-Magazin „ExportManager“ gemeinsam mit der Santander Consumer Bank AG am 9. Juni 2021 von 14 bis 16 Uhr ein „Forum UK“ (https://exportmanager-online.de/events/foren/forum-uk/). Sprecher sind unter anderem BCCG-Präsident Michael Schmidt und Zollexperte Arne Mielken.
Autor: Gunther Schilling, ExportManager (https://exportmanager-online.de/)
31.05.2021