COVID-19 kostet den Welthandel 320 Mrd. US-Dollar pro Quartal
Eine Analyse von Euler Hermes
HAMBURG (NfA) – Das Coronavirus wirkt sich negativ auf die Weltwirtschaft und den Welthandel aus. Pro Quartal kostet das Virus den Welthandel nach Berechnungen des Kreditversicherers Euler Hermes 320 Mrd. US-Dollar.
Allerdings ist die Weltwirtschaft wohl nicht stark genug, um diesen Verlust im weiteren Jahresverlauf vollständig aufzuholen. „Wir gehen davon aus, dass durch die schwächere wirtschaftliche Entwicklung die weltweiten Insolvenzen mit mindestens 7,5% stärker ansteigen werden als bisher erwartet (6%)”, sagt Alexis Garatti, Chef von Economic Research bei Euler Hermes. „Insbesondere Asien und Europa sind die Treiber hinter dieser Entwicklung. Dennoch ist dieser Anstieg vermutlich geringer als 2019 mit weltweit 9%. Es gibt für den weiteren Verlauf zwar durchaus ‘Downside’-Risiken – aber diese wären maßgeblich von Panikreaktionen getrieben.”
Auch beim Welthandel erwartet Euler Hermes herbe Einbußen. Im ersten Halbjahr dürfte er sogar schrumpfen und sich erst im zweiten Halbjahr wieder etwas erholen und zu leichtem Wachstum zurückfinden. Das dürfte nach der aktuellen Prognose für 2020 mit lediglich 0,4% jedoch einen neuen Tiefststand markieren (2019: 1,2%). Schon im vergangenen Jahr schwächelte der Welthandel, insbesondere durch den anhaltenden Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie die damit verbundenen Zölle.
Vergleicht man die Verluste des Welthandels durch Corona mit Auswirkungen von Zöllen, die im Handelskonflikt zwischen den USA und China im vergangenen Jahr den Welthandel merklich gezeichnet haben, wird das deutlich: Der Verlust im ersten Quartal durch Corona entspricht umgerechnet einer Erhöhung des Welt-Importzolls auf Waren um 0,7 Prozentpunkte.
Das Coronavirus ist damit die bisher größte Handelsbarriere 2020. Die Einbußen im ersten Quartal entsprechen umgerechnet den Auswirkungen der im Zuge des Handelskonflikts neu eingeführten Zölle im gesamten Jahr 2019.
Hongkong, die USA, Japan, Südkorea, Italien, Frankreich, Großbritannien und auch Deutschland sind am stärksten betroffen von diesem Rückgang – und der deutsche Wirtschaftsmotor stotterte zuletzt ja bereits merklich. Hinzu kommen die Risiken von unterbrochenen Lieferketten, einer geringeren weltweiten Nachfrage und sinkenden Preisen – und damit Umsätzen.
Die am stärksten gefährdeten Branchen sind diejenigen, die besonders stark vom Welthandel abhängig sind und/oder die Unterbrechungen der Lieferketten ausgesetzt sein könnten: Maschinen und Ausrüstung, Textilbranche, Computer und Elektronik, Rohstoffe, aber auch Transport, Hotels und Gastronomie aufgrund der geringeren Einnahmen aus dem Tourismus.