Der Rubel rollt in Russland längst nicht mehr
In Russland rollt der Rubel nicht mehr. Die dortige Währung hat zuletzt stark an Wert verloren – genau wie die Kurse russischer Anleihen. Vorangegangen waren Spekulationen auf den Finanzmärkten, wonach sich die ausländischen Sanktionen weiter verschärfen und damit spürbare Auswirkungen haben. Dies berichteten zumindest verschiedene in- und ausländische Medien. Der Ausschluss des russischen Staates und seiner nachgeordneten Agenturen und Unternehmen von den westlichen Kredit- und Anleihemärkten – auch als nukleare Option bezeichnet – schwebt wie ein Damoklesschwert über dem riesigen Land.
Der Westen könnte nach einem schon lange angespannten Verhältnis zu diesem drastischen Schritt greifen, nachdem der Oppositionelle Alexej Nawalny zuerst vergiftet und nun auch noch nach rechtsstaatlichen Maßstäben äußerst fragwürdig verurteilt worden ist. Das wird gerade aus US-Sicht als schwerer Bruch internationalen Rechts angesehen. Eine „nukleare Option“ gegen den Chef des Rusal-Konzerns – einer der weltweit größten Aluminium-Produzenten – und Putin-Vertrauten Oleg Derispaska hatte erst 2018 zu großen Verwerfungen auf den Rohstoffmärkten gesorgt. Ein ähnliches Vorgehen gegen den russischen Staat dürfte eher noch größere Preisausschläge zur Folge haben.
Die Kreditaufnahme im Ausland ist für Russland schon jetzt kostspielig. Denn die Kursverluste der Anleihen – auch die auf US-Dollar und Euro notierten – haben die Risikoprämien anziehen lassen. Zwar haben sich die Ölpreise zuletzt in etwa verdoppelt, was dem rohstoffreichen Land hilft. Experten bezweifeln aber stark, dass das die negativen Effekte der Sanktionen kompensieren würde. Dabei gehört der Rubel schon heute zu den am stärksten unterbewerteten Währungen, was die Kaufkraft angeht. Weitere Kursverluste würden die Lage zusätzlich verschärfen, weil Russland eine hohe Importquote hat. Und die Einfuhren werden bei einem Sinkflug der heimischen Währung real immer teurer. Die Drohkulisse des Westens wirkt also schon, ohne dass die zusätzlichen Verschärfungen vollzogen worden sind.
NfA/jr/promv