Deutsche Exporteure profitieren vom amerikanischen Rekord-Handelsdefizit
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump wollte eigentlich mit seinen verhängten Strafzöllen das amerikanische Handelsdefizit verringern. Tatsächlich ist es im Jahr seiner Abwahl auf einen Rekordwert von über 900 Mrd. US-Dollar gestiegen. Nach Berechnungen des Kreditversicherers Coface könnte dieses Defizit durch das von Trumps Nachfolger verabschiedete Konjunkturpaket darüber hinaus noch einmal um bis zu 56 Mrd. US-Dollar hochgehen. Schließlich gehen damit erhebliche Konsum- und Investitionsanreize einher.
Darüber hinaus sollte das Stabilisierungsprogramm dazu beitragen, dass sich das Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten nach einem Rückgang von 3,5% im Jahr 2020 in diesem Jahr um 5,7% erholen wird. Wenn dem so wäre, würde die US-Wirtschaft bereits Mitte 2021 wieder ihr Vorkrisenniveau erreichen – vor den meisten anderen großen Volkswirtschaften. Angetrieben wird der kräftige Aufschwung zum Teil durch die beispiellosen staatlichen Corona-Hilfen. Anfang März verabschiedete der Kongress ein massives Konjunkturpaket, den „American Rescue Plan“. Das Programm sieht eine fiskalpolitische Lockerung vorwiegend durch höhere Ausgaben in Höhe von fast 1,9 Bio. US-Dollar über die nächsten 10 Jahre vor. Das entspricht immerhin 9% des BIP. Mehr als ein Drittel davon fließt noch 2021 direkt in die US-Wirtschaft.
Angesichts rascher Impffortschritte – die USA haben bereits fast 200 Mio. Dosen verimpft – erwartet Coface einen starken Aufschwung des privaten Konsums und der Investitionen. Ein boomender Konsum wird die Nachfrage nach Importen anheizen und den Grundstein für das nächste Rekord-Handelsdefizit legen. Anhand einer Analyse, die auf historischen Schätzungen einer potenziellen Handelsbilanz basiert, schätzt Coface, dass das Defizit durch den „Rescue Plan“ um bis zu 56 Mrd. US-Dollar steigen könnte. In der Folge würden sich die bilateralen Defizite mit Mexiko, aber auch Deutschland, Südkorea, Brasilien und Indien ausweiten. Davon würden natürlich allen voran die dortigen Exporteure profitieren. Hierbei ist zu beachten, dass die USA der größte Ausfuhrpartner Deutschlands sind und zusammen mit China erheblich zu einer Belebung der deutschen Industrieaktivität beigetragen hat.
Insoweit sollte sich die starke Konjunkturerholung in den Vereinigten Staaten auch positiv auf die deutsche Wirtschaft auswirken. Trump wollte stets entschieden gegen das beträchtliche Gewicht Chinas auf das US-Handelsdefizit vorgehen und die heimische Wirtschaft fördern. Zwischen 2010 und 2020 fielen rund 44% des Saldos auf die Volksrepublik. Dieser Anteil ging zwar nach einem Rekordhoch von fast 420 Mrd. US-Dollar 2018 ein Jahr später deutlich um 18% zurück. Trump konnte sein Wahlkampfziel von 2016, das Gesamtdefizit in großem Umfang zu reduzieren, aber dennoch nicht erreichen – im Gegenteil. Tatsächlich fiel es 2020 sogar höher aus als bei seinem Amtsantritt. Während sich die US-Strafzölle auf das bilaterale Handelsdefizit mit China negativ auswirkten, wurde dieser Rückgang durch Anstiege der bilateralen Defizite unter anderem mit Mexiko, Vietnam, Taiwan, Südkorea aber auch Irland und Frankreich 2019 nahezu kompensiert. Vergangenes Jahr stieg das Defizit dann sogar deutlich auf den neuen Rekordwert an.
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