DIW: Corona-Pandemie hat Wirtschaft im Griff
Die Corona-Pandemie und die mit ihr verbunden Einschränkungen haben die deutsche Wirtschaft weiter fest im Griff. Nach einer kurzfristigen Stagnation im Schlussquartal 2020 rechnet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) für das erste Vierteljahr des laufenden Jahres mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um drei Prozent.
„Insbesondere im Dienstleistungsbereich sinkt die Wertschöpfung deutlich und liegt weit unter der des vergangenen Sommers“, sagt Claus Michelsen, Konjunkturchef des DIW. „Derzeit gehen wir davon aus, dass der harte Lockdown bis Ende Februar aufrechterhalten und dann allmählich aufgehoben wird – und das ist das optimistische Szenario. Vor der deutschen Wirtschaft liegt also ein langer und steiniger Weg, bevor sie wieder wachsen kann.“
Das DIW Konjunkturbarometer steht mit aktuell 113 Punkten dennoch vergleichsweise gut da, obwohl es im Vergleich zum dritten Quartal um 17 Punkte gefallen ist. Damit dürfte es als statistisches Modell, das vor allem langfristige Zusammenhänge erfasst, die Lage aber überschätzen. Vor allem die nach wie vor robuste Industriekonjunktur täuscht: Die Unternehmen waren auf die aktuelle Situation wohl besser vorbereitet als während des ersten Lockdowns im Frühjahr vergangenen Jahres und können daher weiter produzieren.
Lieferketten scheinen bislang nicht so gravierend gestört und die Exportnachfrage ist nicht eingebrochen. Amtliche Zahlen zur Industrieproduktion liegen allerdings nur bis November vor, als lediglich der „Lockdown light“ in Kraft war. Bis dahin hatte sich die ausländische Nachfrage günstig entwickelt und auch die Kfz-Produktion, die im vergangenen Jahr besonders getroffen war, wurde ausgeweitet. Vorzieheffekte aufgrund des vorübergehend reduzierten Mehrwertsteuersatzes dürften ebenfalls eine Rolle gespielt haben.
Die anhaltenden Einschränkungen werden nach und nach aber wohl auch die Industrie beeinträchtigen, erklärt Simon Junker, DIW-Experte für die Konjunktur in Deutschland: „Insbesondere in der Automobilindustrie hat sich die Stimmung jüngst merklich eingetrübt.“ Ein längerer Lockdown würde das Wachstum im ersten Quartal weiter belasten, sich vor allem aber auf das zweite Quartal negativ auswirken. Lässt sich indes das Infektionsgeschehen eindämmen, besteht die Hoffnung auf eine rasche Erholung, wie sie auch im dritten Quartal des vergangenen Jahres eingesetzt hatte. Die neuerlichen Lockdowns haben jedoch die Substanz vieler Unternehmen weiter verschlechtert, was das Risiko einer Insolvenzwelle – zumindest in den besonders betroffenen Branchen – erhöht.
DIW / PRMV / 26.01.2021