Düstere Aussichten in der Auto- und Elektroindustrie
In der deutschen Automobil- und Elektroindustrie verschlechtern sich die Erwartungen coronabedingt dramatisch weiter, wie aus zwei Branchenumfragen vom Ifo-Institut und des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) hervorgeht. Der Geschäftsklimaindex in der Automobilbranche rutschte im April auf minus 85,4 Punkte, von minus 13,2 Punkten im März, wie aus der jüngsten Konjunkturumfrage des Ifo-Instituts hervorgeht. Das war der größte Absturz und zugleich der tiefste Wert, seitdem diese Zahlen für das wiedervereinigte Deutschland erhoben werden. In der Finanzkrise war dieser Index im April 2009 auf minus 82,9 Punkte gefallen. „Wir haben noch nie so schlechte Zahlen für diese Schlüsselbranche ermittelt“, sagte Ifo-Befragungsleiter Klaus Wohlrabe.
Beim Auftragsbestand fiel der Index im April auf minus 76,7 Punkte, nach minus 10,1 im März. Parallel füllten sich die Lagerbestände deutlich, und die Kapazitätsauslastung stürzte auf 45%, ebenfalls der tiefste Stand seit der Wiedervereinigung. Die Geschäftserwartungen für die nächsten Monate sind düster – der Erwartungsindex fiel auf minus 45,7 Punkte im April, nach minus 34,6 im März. In der Elektroindustrie berichten nun bereits mehr als 90% der Unternehmen von nachlassenden Bestellungen, wie eine Umfrage des ZVEI ergab. Vor drei Wochen waren es noch etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer. Inzwischen hat sich auch die Zahl derjenigen, die sogar von einbrechenden Aufträgen sprechen, fast verdoppelt auf knapp 50%. Mit durchschnittlich minus 14% blieben die Erwartungen zum Umsatzrückgang gleich. Nur die Hälfte der Firmen geht davon aus, die Verluste in absehbarer Zeit vollständig oder zumindest teilweise wieder aufholen zu können. Beim Autogipfel am heutigen Dienstag soll unterdessen nicht über mögliche Kaufprämien entschieden werden. Eine entsprechende Ankündigung von Bundeskanzlerin Angela Merkel bekräftigte ihr Sprecher Steffen Seibert in Berlin. Vielmehr gehe es in der Schaltkonferenz ab 10:30 Uhr darum, ein genaueres Bild über die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die Branche und mögliche Wege aus der Krise zu erhalten.
Themen sind etwa die Probleme bei den Lieferketten, der Einfluss auf Jobs und der Umgang mit Kurzarbeit. Es ist das zweite Spitzengespräch von Bund und Autoindustrie über die Corona-Krise seit Anfang April. An dem Treffen sollen neben den deutschen Autobauern BMW, Daimler und Volkswagen auch der Verband der Deutschen Automobilindustrie und die Gewerkschaft IG Metall teilnehmen. Aufseiten der Regierung sind neben Merkel der Chef des Bundeskanzleramtes Helge Braun dabei, auch Finanzminister Olaf Scholz, Verkehrsminister Andreas Scheuer, Wirtschaftsminister Peter Altmaier und Umweltministerin Svenja Schulze. Das Arbeitsministerium werde mit einem Staatssekretär vertreten sein, erklärte Seibert. Ministerpräsidenten der Länder werden nicht teilnehmen.
NfA/MBM/PROMV/05.05.2020