IW-Umfrage: Aussichten auf Lieferknappheiten bei Vorleistungen
In den letzten Wochen sind Warenknappheiten und Lieferverzögerungen ein präsentes Thema in der Außenwirtschaft. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat nun einen Kurzbericht veröffentlicht, der das Phänomen im Rahmen einer Umfrage beleuchtet. Teilgenommen haben 23 Wirtschaftsverbände aus dem Bereich Vorleistungen, welche Engpässe verzeichnen. Diese wurden darum gebeten, das Ausmaß der Engpässe sowohl kurz- wie auch mittelfristig als gering, mittel oder stark einzuschätzen.
Kurzfristig bewegen sich die Aussichten für in- wie auch ausländische Vorleistungsengpässe in ähnlichen Prozentsätzen: 43 bzw 45% der Unternehmen sehen hier starke Auswirkungen; mittelschwer seien sie bei 33 bzw. 30%, lediglich gering bei rund einem Viertel der Befragten. Hierbei sind auch Branchentendenzen zu erkennen: Besonders betroffen sind etwa die Automobilindustrie und das Baugewerbe, wenig hingegen der Handel mit Mineralöl.
Auf mittelfristige Sicht verschiebt sich der Schwerpunkt auf mittelschwere Engpässe im inländischen (45%) und ausländischen (35%) Handel. Trotz eines erheblichen Rückgangs der starken Engpässe — hier ist der inländische Handel mit 14% deutlich besser bestellt als der Außenhandel mit 25% — ist also auch auf längeren Zeitraum mit nicht unerheblichen Lieferverzögerungen zu rechnen.
Die momentanen Lieferengpässe haben zwar in der Pandemie einen gemeinsamen Verursacher, dieser wirkt sich jedoch über verschiedene Faktoren auf die Lieferketten aus, die sich zudem gegenseitig beeinflussen. Auf plötzliche Nachfrageveränderungen und Reaktionsmaßnahmen zur Pandemiebekämpfung können Lieferanten nicht schnell genug reagieren; Ereignisse wie die Havarie des Containerschiffs Ever Given verschärfen Verzögerungen zusätzlich.
Um die Lieferanten zu entlasten und Flexibilität auf den Beschaffungsmärkten zu fördern, weist das IW auf die Handlungsmacht politischer Entscheidungsträger hin, die durch offene Handelsgrenzen im EU-Binnenmarkt die Folgen der genannten Effekte abschwächen könne.
Die detaillierten Umfrageergebnisse finden die auf der Seite des IW Köln.
IW/kb/PROMV 25.05.2021