KfW-ifo-Mittelstandsbarometer: Stabil vor Lockdown
Die verschärfte Pandemielage macht einen Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2021 sehr wahrscheinlich. Bis Mitte Dezember 2020 hatte sich das Geschäftsklima jedoch sehr positiv entwickelt.
Der Mittelstand zeigte sich in der ersten Dezemberhälfte noch relativ unbeeindruckt von steigenden Neuinfektionen und den damit einhergehenden Diskussionen über einen härteren Lockdown: Sein Geschäftsklima steigt um 1,4 Zähler auf -10,6 Saldenpunkte. Konkret waren aber die seit 16.12. geltenden Schließung von Kitas, Schulen und vielen Geschäften im stationären Einzelhandel bis mindestens zum 10. Januar noch nicht bekannt, als ein Großteil der Antworten auf die Befragung zum Geschäftsklima abgegeben wurde.
Insbesondere die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage hatte sich verbessert. Nach einem Zuwachs um 2,5 Zähler liegen die Lageurteile jetzt bei -7,8 Saldenpunkten. Der kleine Verlust im November wurde damit mehr als aufgeholt. Die Erwartungen des Mittelstands nahmen dagegen nur geringfügig zu (+0,4 Zähler auf -13,7 Saldenpunkte). Dabei dürften sich positive Aussichten auf eine mittelfristige Entspannung durch den Einsatz von effektiven Impfstoffen und eine trübere Sicht auf die nächsten Monate gegenseitig neutralisieren.
Die Stimmung unter den Großunternehmen verbesserte sich vor dem Lockdown sogar noch stärker als im Mittelstand. Mit einem deutlichen Plus von 4,7 Zählern auf -2,4 Saldenpunkte bewegte sich das Geschäftsklima in Richtung Nulllinie, die den langfristigen Mittelwert markiert. Nicht nur die Stimmung in der Industrie nahm weiter zu (+3,8 Zähler), sondern auch das Klima unter den großen Dienstleistern nach dem Rückschlag im November verbesserte sich deutlich (+5,7 Zähler). Verantwortlich dürften vor allem die industrienahen Dienstleistungsbereiche, wie etwa Transport- und Logistikunternehmen sein.
Bei den kleinen und mittleren Unternehmen entwickelte sich im Dezember erneut das Verarbeitende Gewerbe am besten. Hier verbesserte sich das Geschäftsklima um 3,3 Zähler und auch die Exporterwartungen legten deutlich zu. Insbesondere aber unterstützt ein hoher Rückstau von Aufträgen sowie die Nachfrage aus dem außereuropäischen Ausland seit einigen Monaten den Industrieaufschwung.
Insbesondere das starke Wachstum in der Industrie dürfte das Bruttoinlandsprodukt im Schlussquartal weitgehend stabilisiert haben. In der zweiten Dezemberhälfte dürfte die Wirtschaftsleistung dann insbesondere aufgrund der geschlossenen Geschäfte, aber auch wegen erweiterten Betriebsferien in einigen Unternehmen, merklich zurückgegangen sein.
„Stärkere konjunkturelle Abwärtsrisiken entstehen jedoch erst, wenn beispielsweise die mutierte Version des Virus zusätzliche Eindämmungsmaßnahmen erzwingen und als Folge die Industrieproduktion und Bautätigkeit einbrechen würden. Immerhin bleibt die berechtigte Hoffnung auf den großflächigen Einsatz von hocheffektiven Impfstoffen sowie die Erfahrung der rapiden Erholungsgeschwindigkeit im vergangenen Sommer. Selbst wenn die Wirtschaft jetzt im Winter etwas tiefer einbrachen sollte, wäre dann ab dem Frühjahr eine umso stärkere Aufholbewegung zu erwarten.“
Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist abrufbar unter
www.kfw.de/mittelstandsbarometer