Konjunkturumfrage im Ruhrgebiet
Die Ruhrwirtschaft ist fest im Griff der Corona-Pandemie. Von der Krise werden dabei zunehmend auch Unternehmen erfasst, die von den vom Lockdown direkt betroffenen Branchen abhängig sind. So die aktuelle Konjunkturumfrage der IHKs im Ruhrgebiet bei über 1.000 Unternehmen. Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der Lage und Erwartungen der Unternehmen in einem Wert zusammenfasst, ist zum Jahresbeginn gegenüber der Herbstumfrage zwar um knapp zwei Punkte gestiegen, bleibt mit 98 Punkten aber deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 115.
Über alle Branchen hinweg hat sich die Lageeinschätzung der Ruhrwirtschaft seit dem Herbst nur minimal verändert. 28,3 Prozent der Betriebe sagen, es geht ihnen gut, knapp 26 Prozent bewerten ihre Lage als schlecht, der Rest ist zufrieden. Der Lagesaldo als Differenz aus positiven und negativen Stimmen bleibt mit 2,4 auf einem niedrigen Niveau, schafft es gegenüber der Herbstumfrage (- 2,8) aber immerhin in den positiven Bereich. Anfang 2020 betrug der Saldo plus 28,2.
Auch die Erwartungen der Unternehmen an den Geschäftsverlauf in den nächsten Monaten sind aufgrund der herrschenden Unsicherheit nahezu unverändert. Weiterhin gehen mehr Betriebe von einer weiteren Verschlechterung aus (27,5 Prozent) als von einer Verbesserung (24,9 Prozent).
Schon bei der Betrachtung der drei großen Wirtschaftsbereiche gibt es die ersten Anzeichen für die tiefe Spaltung der Wirtschaft. Die Industrie rangiert bei der Geschäftslage mit einem Saldo von neun Punkten vor dem Handel (7,3 Punkte), während der Dienstleistungsbereich mit minus 5,3 Punkten die Lage am schlechtesten bewertet. Noch deutlicher ist der Unterschied bei den Erwartungen: 33 Prozent der Industrieunternehmen rechnen mit einer besseren Geschäftsentwicklung, nur 19 mit einer schlechteren. Der Saldo liegt entsprechend mit 14 Punkten im Plus, während sowohl der Handel (- 16) als auch die Dienstleistungen (- 8) wenig Hoffnung auf Besserung haben.
Besonders betroffen ist das Gastgewerbe und der innerstädtische Einzelhandel beispielsweise mit Textilien, Bekleidung und Schuhen. „Der Strukturwandel ist hier live zu beobachten, genau wie der Wandel der Strukturen in den Innenstädten“, kommentierte Baumgürtel insbesondere die Verlagerung zum Onlinehandel. Zum Teil noch stärker betroffen seien die so genannten persönlichen Dienstleistungen wie die Reisewirtschaft, die Veranstaltungsbranche sowie Kulturschaffende und beispielsweise Fitnessstudios. Ebenso die vielen Soloselbstständigen, betonte Baumgürtel.
Fast ein Viertel der Unternehmen insgesamt berichtet von Eigenkapitalrückgängen, knapp 17 Prozent von Liquiditätsengpässen. Die höchsten Anteile haben hier das Gastgewerbe (60 bzw. 55 Prozent) und die personenbezogenen Dienstleister (57 bzw. 41 Prozent). Auch hier liefert die Industrie die besten Zahlen: Nur etwas über neun Prozent haben Liquiditätsengpässe.
Die finanziellen Verhältnisse spiegeln sich auch in der Personalplanung wider. Zwei Drittel der Unternehmen planen mit einem gleichbleibenden Beschäftigtenstand. Allerdings nicht im Gastgewerbe und bei den personenbezogenen Dienstleistern im Ruhrgebiet, wo nach den Ergebnissen der Umfrage der IHKs im Ruhrgebiet in den nächsten Monaten mit größerem Personalabbau zu rechnen sein wird.
Tipp: 106. Konjunkturbericht der IHKs im Ruhrgebiet
IHK Nord Westfalen / PRMV / 11.02.2021