Steht der globale Warenhandel vor einer Wiederauferstehung?
Wer hätte das vor einem Jahr nach dem wirtschaftlichen Tiefschlag in Folge der nach wie vor grassierenden Corona-Pandemie gedacht? Dass der globale Außenhandel so schnell wieder aufstehen könnte. So hat die Welthandelsorganisation WTO am Mittwoch an ihrem Sitz im schweizerischen Genf verlauten lassen, dass sie 2021 mit einem Anstieg des internationalen Warenverkehrs um 8% rechnet. Im Herbst hatte ihre Prognose hierfür noch bei 7,2% gelegen. Auch beim weltweiten Wirtschaftswachstum folgte eine Anpassung nach oben. So geht die WTO, die sich seit jeher für einen möglichst freien Handel stark macht, inzwischen davon aus, dass weltweit das BIP heuer um 5,1% wächst.
Darüber hinaus unterstreicht die von 164 Mitgliedsstaaten getragene Organisation, dass es die die Welt zumindest in ökonomischer Hinsicht im vergangenen Jahr durch Sars-Cov-2 nicht so schlimm getroffen hat wie befürchtet. Demnach ist der globale Warenhandel 2020 lediglich um 5,3% zurückgegangen. Im Oktober hatte man noch mit einem Einbruch von 9,2% gerechnet, zu Beginn der Krise sogar mit einem Minus von 12,9%. Entwarnung kann von der WTO um ihre neue Generalsekretärin Ngozi Okonjo-Iweala allerdings nicht gegeben werden. Ihr zufolge bleiben erneute Corona-Infektionswellen die größte Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung.
Als bestes Rezept bezeichnet Okonjo-Iweala, die seit 2015 auch Vorstandsvorsitzende der Impfallianz Gavi ist, erfolgreiche Impfkampagnen. So fordert sie mit Nachdruck, dass allen voran in den Entwicklungsländern größere Vakzin-Mengen produziert werden. Gleichzeitig spricht sich die 66-jährige Nigerianerin ganz im Sinne des WTO-Geistes gegen protektionistische Maßnahmen als Reaktion auf etwaige Konjunktureinbrüche aus. So wird sie mit den Worten zitiert: „Internationale Märkte offen zu halten, ist unerlässlich, damit Volkswirtschaften sich von dieser Krise erholen können, und eine globale und gleichberechtigte Impfstoffauslieferung ist die Voraussetzung für das starke und nachhaltige Wachstum, das wir alle brauchen.“ Im kommenden Jahr wächst der globale Warenverkehr neuen WTO-Prognosen zufolge um 4%. Zum wirtschaftlichen Aufschwung würden allen voran die milliardenschweren Konjunkturpakete in den westlichen Industrieländern beitragen. So geht man davon aus, dass sowohl Europa als auch Nordamerika in nächster Zeit vor einem Comeback stehen. Asien hatte es dagegen schon im vergangenen Jahr bei Weitem nicht so stark erwischt. Die größten Sorgenkinder sind und bleiben Afrika, der Nahe Osten und Südamerika.
WHO/jr/promv