Zahlungsziele: Deutsche Unternehmen vorsichtiger
Die deutschen Unternehmen bieten in der Corona-Krise weniger Zahlungsziele an. Das ist ein Ergebnis der jüngsten Coface-Befragung deutscher Unternehmen zu ihren Zahlungserfahrungen.
In diesem Jahr räumten nur noch 62 Prozent der Teilnehmer ihren Kunden Zahlungsziele ein. Das sind deutlich weniger als die 81 Prozent im Jahr 2019. Die Unternehmen auf dem heimischen Markt sind besonders vorsichtig. 2019 hatte es noch keinen Unterschied zwischen inländisch orientierten und exportierenden Unternehmen gegeben.
Die durchschnittliche Zahlungsfrist verringerte sich um 3 Tage, von 37 Tagen im Jahr 2019 auf 34 Tage im Jahr 2020. Die Hälfte der befragten Unternehmen forderte Zahlungen zwischen 0 und 30 Tagen. Diese Kategorie hat in Deutschland seit dem COVID-19-Ausbruch merklich zugenommen: von 43% im Jahr 2019 auf 50% Mitte 2020. Auch die Disziplin, pünktlich zu zahlen, hat zugenommen.2019 berichteten 85 Prozent der Unternehmen über Zahlungsverzögerungen. Jetzt waren es nur noch 68 Prozent.
Während die Zahlungsverzögerungen zwischen 2019 und 2020 insgesamt im Durchschnitt nur um einen Tag kürzer ausfielen, sind die Werte in den Branchen sehr unterschiedlich. Als positive Überraschung stellte sich die Pharma-Chemie-Branche heraus: Hier gingen die Überziehungen von 2019 auf 2020 um fast eine Woche auf 27 Tage zurück. Umgekehrt erfuhr der Automobilsektor um 20 Tage längere Verzögerungen.
Transport war 2020 der Sektor mit den schnellsten Zahlungen in Deutschland: 43 Tage von der Rechnungstellung bis zum Zahlungseingang inklusive Überziehung. Das ist ein Rückgang um 22 Tage gegenüber 2019. Dagegen gehört IKT nun zu den Sektoren, in denen die Hersteller sehr geduldig sein müssen. Sie warten im Durchschnitt 71 Tage, bis das Geld eingeht, und damit 11 Tage länger als im Jahr zuvor.
Die Hauptrisiken für das Exportgeschäft haben sich stark verändert. Das Risiko Nummer eins des vergangenen Jahres, der Handelskonflikt zwischen den USA und China, ist im Risikospektrum des Jahres 2020 nur noch marginal. Stattdessen nannten 3 von 4 Unternehmen COVID-19 und seine Auswirkungen auf die globale oder die deutsche Wirtschaft als Hauptrisiko neben der pandemiebedingten Unterbrechung von Produktionsketten.
An der Coface-Befragung nahmen 753 Unternehmen aus Deutschland teil. Sie fand im Juli und August 2020 statt.
Coface / PRMV / 25.09.2020