Das Geld fließt zunehmend flüssiger zwischen Ukraine und Europäischer Union
Die Ukraine gilt in Europa sowohl wirtschaftlich als auch politisch als eher instabiles Land mit Risiken im geschäftlichen Umfeld. Daher ist es Usus, dass deutsche Unternehmen eine Vorkasse verlangen, wenn sie erstmals mit ukrainischen Kunden Geschäfte machen. Dies gilt vor allem bei kleinen Firmen und beschränktem Transaktionsvolumina. Die Möglichkeiten der klassischen Außenhandelsfinanzierung können zwar zumindest bei größeren Deals mit größeren Kunden prinzipiell genutzt werden, ziehen aber wegen der Risiken höhere Gebühren und Zinsen nach sich. Erschwerend kommt noch hinzu, dass der Importeur eine Kreditlinie bei einer lokalen Bank benötigt, um Bankgarantien und Akkreditive in Anspruch nehmen zu dürfen. Das klappt aber nicht immer. Hiesige Firmen zielen bei Außenhandelsfinanzierungen in der Regel auf die Kooperation mit international anerkannten Kreditinstituten oder verstaatlichten ukrainischen Banken ab. Sofern sich die Geschäftsbeziehungen bewährt haben, werden von Fall zu Fall flexiblere Zahlungsziele vereinbart.
In den letzten Jahren gab es allerdings bedeutende Verbesserungen auf dem ukrainischen Kapitalmarkt. So hat die Politik die Devisengesetzgebung liberalisiert und die Beschränkungen für den Kapitalverkehr größtenteils fallengelassen. Etwaige Verbindlichkeiten im Handel mit ausländischen Kunden können nun in einem Zeitraum von bis zu zwölf Monaten abgewickelt werden. Zuvor musste die Ware bei Vorauszahlungen von Seiten des ukrainischen Importeurs binnen 180 Tagen geliefert werden, nachdem die Vorkasse angewiesen worden ist. Das neue ukrainische Devisengesetz trat am 7. Februar 2019 in Kraft. Während in der postsowjetischen Zeit Devisenkontrollen Standard waren, beruht das Gesetz auf dem Leitsatz: „Alles, was nicht ausdrücklich verboten ist, ist erlaubt.“ Die Ukraine hat die neue Regulierung im Rahmen des Assoziierungsabkommens mit der EU verabschiedet. Sie soll langfristig einen Übergang zum freien Kapitalverkehr ermöglichen. Sobald sich die wirtschaftliche Lage in dem großen Land weiter stabilisiert und man politisch noch näher an die EU rückt, könnten auch die verbliebenen Kapitalverkehrskontrollen abgeschafft werden.
Für Erleichterungen im Zahlungsverkehr sorgt in diesem Zusammenhang auch die im Januar 2020 erfolgte verpflichtende Einführung des IBAN-Systems im Bankensektor. Denn elektronische Zahlungssysteme gewinnen bei der Abwicklung von Geschäften wie in vielen Regionen auf der Welt auch in der Ukraine zunehmend an Bedeutung – beschleunigt durch den Trend des wachsenden Online-Handels. Mehr Informationen zur ukrainischen Devisenliberalisierung finden Sie auf der Webseite des German Economic Team.
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