Gemeinden isoliert – Österreichische Provinz Tirol unter Quarantäne gestellt
Im Kampf gegen das Coronavirus ist in Österreich das gesamte Bundesland Tirol unter Quarantäne gestellt worden. Alle 279 Gemeinden des Bundeslandes würden ab Mittwochabend isoliert, teilte Landeshauptmann Günther Platter mit. Die eigene Gemeinde dürfen die Bewohner laut der neuen Verordnung nur noch aus sehr wichtigen Gründen verlassen, etwa für Arztbesuche oder den Weg zur Arbeit. Sofern es einen Arzt, eine Apotheke, ein Lebensmittelgeschäft und eine Bank im Ort gibt, darf die Gemeinde für diese Zwecke nicht mehr verlassen werden. Auch Einreisen nach Tirol sind weitgehend verboten. Nur noch jene dürfen einreisen, die in Tirol zuhause sind, oder dort in bestimmten Berufen – etwa im Infrastrukturbereich – tätig sind.
Die Quarantäne-Verordnung für Tirol mit seinen 750.000 Einwohnern gilt bis zum 5. April. Tirol mit seinen populären Skigebieten ist der größte Herd des neuartigen Virus in Österreich. 474 der insgesamt bislang 1646 bestätigen Corona-Infektionsfälle in Österreich traten in diesem Bundesland auf. Die Skigebiete in Tirol waren schon vor einigen Tagen geschlossen worden.
Zuletzt war im In- und Ausland der Druck auf die Tiroler Behörden gewachsen, rigoroser gegen die Ausbreitung des Erregers vorzugehen. Kritisiert wurde unter anderem, dass die Skigebiete aus wirtschaftlichen Gründen zu spät geschlossen worden seien. Platter erklärte nun dazu, seine Landesregierung habe “das Menschenmögliche” getan, “um die Gesundheit der Tirolerinnen und Tiroler und auch unserer Gäste zu schützen”.
Als weitere Schutzmaßnahme gegen die Corona-Pandemie kündigte am Mittwochabend zudem die Bundesregierung in Wien an, ab Mitternacht auch an der Grenze zu Deutschland Kontrollen inklusive Gesundheitschecks vorzunehmen. Wie die österreichische Nachrichtenagentur APA unter Berufung auf eine Sprecherin von Innenminister Karl Nehammer meldete, werden wie schon an den Grenzen zu Italien, Schweiz und Liechtenstein alle kleineren Grenzübergänge auch zu Deutschland geschlossen. Deutschland kontrolliert seine Grenze zu Österreich schon seit Dienstag.
Zur Abfederung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise hatte der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz zuvor ein Hilfspaket im Volumen von 38 Milliarden Euro angekündigt. Die Regierung werde “alles tun, um massenhafte Arbeitslosigkeit” zu verhindern, sagte Kurz.
Wie die wirtschaftlichen Hilfen im Detail aussehen, wird noch erarbeitet. 15 Milliarden Euro seien als Notfallhilfe für die am stärksten von den Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung des Coronavirus betroffenen Unternehmen vorgesehen, teilte die Regierung mit. Für Garantien und Haftungen würden 9 Milliarden Euro bereitgestellt, weitere 10 Milliarden Euro für den Erlass oder die Stundung von Steuern. In Österreich liegt das öffentliche Leben wegen der weitreichenden Maßnahmen der Behörden weitgehend still. Landesweit gelten massive Ausgangsbeschränkungen.
MBI/AFP/DJN/gil/19.3.2020