Japan ist und bleibt für Ausländer attraktiv
Neue Corona-Ausbrüche, Olympia-Diskussionen, Aufschwung in der Wirtschaft: Japan ist derzeit in aller Munde. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Erde hat sich zuletzt überaus stabil gezeigt – allen voran der Außenhandel. So haben die japanischen Exporte im März deutlich angezogen. Sie stiegen nach aktuellen Daten des dortigen Finanzministeriums um 16,1% gegenüber dem Vorjahresmonat. Wirtschaftsexperten hatten lediglich um die 12% erwartet, zumal die Ausfuhren im Februar noch um 4,5% gesunken waren. Die Aufhellung hängt allen voran mit dem anhaltenden Aufschwung im benachbarten China zusammen. Die japanischen Exporte in die Volksrepublik legten um beachtliche 37,2% zu, was allerdings auch dem heftigen Corona-Einbruch von vor einem Jahr geschuldet ist.
Besonders fragten die Chinesen Non-Food-Rohstoffe, Nichteisenmetalle sowie Kunststoffe nach. Die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten erholten sich ebenfalls vom Rückgang im Februar und im Vergleich zum Vorjahr. Hierzu trugen allen voran die Maschinen- und Anlagenbauer sowie die Automobilbranche bei. Auch die Exporte nach Europa zogen wieder an. Schon Anfang April hat der Tankan-Bericht dem Land eine wirtschaftliche Erholung bescheinigt. So war die Stimmung unter japanischen Industrieunternehmen erstmals seit Herbst 2019 ins Positive und auf Vorkrisen-Niveau gedreht.
Seit Jahren gilt Japan als begehrtes Zeil ausländischer Direktinvestitionen. Dieser Trend dürfte sich künftig vermutlich weiter fortsetzen. Schon jetzt liegt Nippon bei den Auslandsinvestitionen an der Weltspitze. Die Corona-Pandemie hat zwar die Investitionsaktivitäten 2020 insgesamt gebremst, japanische Unternehmen blieben weltweit aber sehr umtriebig. Sie dürften so dazu beigetragen haben, dass das Land international bei der FDI-Vergabe weiter ganz vorne mitspielt. Japan gehörte zu den wenigen hochindustrialisierten Ländern, in denen der Zufluss an ausländischen Direktinvestitionen 2020 sogar deutlich anstieg. Laut Angaben der Japan External Trade Organization(JETRO) auf Basis der Zahlungsbilanz ist der FDI-Zustrom nach Japan auf 68,3 Mrd. US-Dollar gegenüber 36,3 Mrd. US-Dollar im Jahr förmlich explodiert. Damit verzeichnete das Land zum vierten Mal in Folge einen deutlich steigenden Anstieg. Gegenüber 2017 (18,8 Mrd. US-Dollar) haben sich die ausländischen Direktinvestitionen mehr als verdreifacht.
Sobald weltweite Geschäftsreisen wieder ungehindert möglich sind, wird auch Japans Investitionstätigkeit im Ausland zulegen. Da viele japanische Unternehmen ihre Lieferketten neu organisieren und sich gegen zukünftige Krisen resilienter aufstellen wollen, dürften unter anderem die EU und ASEAN wieder an Aufmerksamkeit gewinnen, wenn auch mit anderen branchenmäßigen Schwerpunkten. Die Themen Digitalisierung und High-Tech werden bei Japans Unternehmen in jedem Fall eine zentrale Rolle spielen. Mehrere heimische IT-Konzerne haben zuletzt Firmenübernahmen oder Beteiligungen bekanntgegeben. Auf der anderen Seite wird auch Japan selbst wieder im Fokus großer M&A-Deals stehen. Denn die Reorganisation von Geschäftsaktivitäten im Land dürfte durch die Auswirkungen der Pandemie an Fahrt gewinnen. So haben zuletzt einige ausländische private Beteiligungsfirmen in Tokio Büros eröffnet und schauen sich nach aussichtsreichen Zielen um.
Offensichtlich sehen ausländische Unternehmen im ergänzten Foreign Exchange and Foreign Trade Act, der seit Mai 2020 in Kraft ist, kein Hindernis. In dem Gesetz wurde die Schwelle, ab der ausländische Investoren den Anteilserwerb eines japanischen Unternehmens in bestimmten Branchen von der Regierung vorab genehmigen lassen müssen, von 10 auf 1% gesenkt. Doch es gibt derzeit auf dem Archipel auch neue Sorgen wegen der grassierenden dritten Welle der Corona-Pandemie. So hat die Regierung angekündigt, noch in dieser Woche wegen steigender Infektionszahlen den Ausnahmezustand über die Präfekturen Tokio, Osaka und Hyogo zu verhängen. Auch Kyoto sprach sich dafür aus – und das alles nur drei Monate vor dem anvisierten Beginn der Olympischen Sommerspiele. Sie sollen nach Wunsch der Regierung und des Ministerpräsidenten in jedem Fall vom 23. Juli bis 8. August in Tokio stattfinden – zur Not komplett ohne Zuschauer.
NfA/jr/promv