Kasachstan forciert Importsubstitution bei Lebensmitteln
Kasachstan ist mit einem Bruttoinlandsprodukt in der Größenordnung von Katar sicherlich ein eher kleiner Außenhandelspartner der Europäischen Union. Dennoch sollte die jüngste Ankündigung der kasachischen Regierung um Premierminister Askar Mamin hellhörig machen, wonach man in den nächsten Jahren offenbar eine Importsubstitution in großem Stil betreiben will. Schließlich sinkt die Auslandseinfuhr um jede Tonne an landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die von inländischen Anbietern bezogen wird.
Das Landwirtschaftsministerium will ordentlich nachhelfen, um das erklärte Ziel zu erreichen, dass heimische Produkte künftig 80% des gesamten Lebensmittelverbrauchs der Bevölkerung decken. Bis 2025 würden demnach fast 400 verschiedene Projekte mit insgesamt knapp 10 Mrd. US-Dollar gefördert. Dadurch sollen zum einen zusätzliche Arbeitsplätze in den ländlichen Regionen entstehen. Zum anderen will man sich unabhängiger von den (Preis-)Entwicklungen am Weltmarkt machen. Eine gesicherte Versorgung aus dem Ausland wurde durch die Pandemie bekanntlich vielfach in Frage gestellt. Kasachstan möchte aber nicht nur für sich selbst mehr produzieren, sondern zudem das Exportvolumen verarbeiteter Lebensmittel verdoppeln.
Dem kasachischen Staat ist offenbar bewusst, dass all das nicht ohne Produktivitätssteigerungen – es kursiert der Faktor 2,5 – vonstattengehen kann. Er will sich hierfür mit den Subventionen und (Mikro-)Krediten auf sieben sogenannte Ökosysteme fokussieren, die da lauten: Erzeugung und Verarbeitung von Getreide, Ölsaaten, Obst, Gemüse, Zucker, Fleisch und Milchprodukten. Die Vorzeichen für ein Gelingen scheinen nicht allzu schlecht zu stehen, denn die kasachische Agrarwirtschaft befindet sich in einem vergleichsweise guten Zustand. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums ist die Branche selbst im Krisenjahr 2020 um 5,6% gewachsen. Das war der beste Wert in der Eurasischen Wirtschaftsunion.
OWR/jr/promv