Wie die Pandemie Seefrachtraten in die Höhe treibt – und was wir daraus lernen können
Die Frachtraten zu Beginn des Jahres 2021 sind so hoch wie noch nie zuvor – nicht zuletzt durch die Blockade des Suez-Kanals durch das aufgelaufene Containerschiff Ever Given im März. Ein Bericht der UNCTAD analysiert die Ursachen für die aktuellen Zahlen, benennt besonders betroffene Handelsrouten und gibt Impulse, wie der internationale Handel in Zukunft besser vorbereitet sein kann.
Gemeinsamer Nenner in den Einflussfaktoren ist der plötzliche Eingriff der Covid-19-Pandemie, der die eingespielten Abläufe in den Handelsketten unvorbereitet getroffen hat. Das veränderte Konsumverhalten führte zu erhöhter Nachfrage nach Exportgütern aus China, welche mit den bisherigen Transportkapazitäten nicht gedeckt werden konnte. Hinzu kommt die Verzögerung von Abläufen in den Häfen und auf den Landtransportwegen durch fehlende Arbeitskräfte und zusätzliche Corona-Testungen, welche zu längeren Wartezeiten in den Lieferketten und somit zu Stauungen führen. Leere Container bleiben in der Folge länger auf ihren Lieferwegen und fehlen dort, wo sie eigentlich gebraucht werden.
Verschiedene Faktoren diktieren, welche Handelsrouten besonders teuer geworden sind. Längere Strecken sowie Wege, die weniger frequentiert werden, bekommen den Kostenanstieg stärker zu spüren, da jede Verzögerung und ausgefallene Lieferung einen größeren Anteil des Gesamthandels dieser Strecken beeinflusst. Zudem sind Lieferungen in Länder, die weniger exportieren als importieren, kostspielig, da die Ladungen für den Rücktransport nicht zur vollen Kapazität genutzt werden können. Den stärksten Anstieg in der Frachtrate sieht somit der Seeweg zwischen China und Südamerika mit 443%, während die Strecke zur nordamerikanischen Ostküste mit 63% Zuwachs deutlich glimpflicher davonkommt.
Das Ziel für die Zukunft sei es, laut UNCTAD, Handelsketten besser für unvorhergesehene Ereignisse zu wappnen. Es brauche die Förderung von Digitalisierung im Seehandelsbereich, um Arbeitsabläufe zu optimieren und Kommunikationswege zu verkürzen, sowie eine bessere Verfolgung von Hafenaufenthalten und Ablegeplänen. Zudem müsse es den nationalen Wettbewerbsbehörden ermöglicht werden, lokal den Markt zu beobachten und missbräuchliche Handelspraxis zu unterbinden.
UNCTAD/kb/PROMV 28.04.2021